Falsche Versprechungen

Da gönnt man sich am ersten Frühlingstag mal so ein industrie-produkt aus gefrorenem Zucker und wird doch direkt wieder von der Wahrheit eingeholt, der man sich nicht mehr entziehen kann, wenn man einmal angefangen hat unsere Konsumwelt zu hinterfragen.
Ich gebe mein hart erarbeitetes Geld für ein in Plastik eingepacktes Produkt, dass in einer Stromfressenden Maschine auf ein Minimum der Aussentemperatur heruntergekühlt wird, damit ich ein aus 70% Zucker und weggenommener Babykuh-Nahrung bestehendes „Nahrungsmittel“ essen kann um mich besser zu fühlen und von der Arbeit abzulenken, die ich gemacht habe um mir dieses Eis leisten zu können. Unterstützt wird das ganze noch von der Firma, die von Langnese den Auftrag dafür bekommen hat, den Leuten weiß zu machen, dass dieses Produkt voller glücklich machender Schokolade steckt. Und noch besser: weil der Eishersteller es so gut mit seinen Kunden meint, sagt er uns noch, dass er Kundenwünsche umsetzt und den beliebten schokokern jetzt noch viel größer gemacht hat. So ein guter Langnese-Mann. Dafür gibt geht man doch gern ein paar Minuten mehr arbeiten um die paar Münzen mehr zu haben für mehr Schokokern. Auch das Bild verspricht ein schokoladiges Erlebnis vom ersten biss. Und wahrscheinlich merken es die meisten nicht mal, wie wir verarscht werden, wie uns Werbung etwas verspricht, was sie nicht halten kann.
Wenn man aber mal genau hinschaut: besteht das Teil, für dass ich gerade ein Drittel des Mindeststundenlohnes ausgegeben habe zum Großteil aus einer zucker-milchpulvermasse, die ich noch nicht mal sonderlich mag und das Praxisprodukt sieht nur halb so toll aus, wie auf der Verpackung. Den größten Kern aller Zeiten suche ich weiterhin vergebens.

Vergleich Werbeversprechen & Praxis-Biss

Beim nächsten mal denke ich einmal mehr darüber nach, ob ich nicht einfach die Arbeitszeit spare um mir sinnlosen Konsum einfach nicht mehr leisten zu können. So hat dieses Eis also am Ende doch was gebracht: Einsicht. Und mal wieder ein Nachdenken über unser Konsumverhalten: hat eigentlich jemand ganz im Ernst in den letzten Monaten ein Spielzeugladen vermisst? Braucht ihr die Klamotten, die ihr bei Amazon bestellt wirklich? Ziehst du nicht eh immer die gleichen Sachen an?
So. Jetzt hör ich auf. Ich werde mir auch wieder mal ein Eis gönnen. Dann aber vielleicht doch nicht nebenbei, abgehetzt am Bahnhof, sondern eher gemütlich in der Sonne eine hausgemachte, fantastische Frioli Karamell-Kugel.

Obst -saisonal und lecker

Mein Ernährungsverhalten hat sich ja in kleinen Schritten in den letzten Jahren immer mehr verändert. Sobald man einmal damit angefangen hat sich mit gesundem und nachhaltigen Essen zu beschäftigen, kommt man da auch nicht mehr raus. Das Wissen ist ja nicht weg, es begleitet dich und formt dein Verhalten immer mehr, irgendwo gibt es immer Luft zum optimieren 🙂
Ein Thema, was mir ziemlich leicht gefallen ist und aus dem ich noch nicht mal ne richtige challenge machen mussten, war saisonales Obst kaufen. Und das ist auf Bauernmärkten natürlich relativ leicht gemacht, weil dort nur Saisonales Obst angeboten wird. Bauernmärkte sind spezielle Märkte, auf denen nur Bauern aus der Region ihren Stand haben. Ich habe für regionale und nachhaltigen Einkauf entdeckt, dass es das effektivste ist, einfach auf solchen Märkten einzukaufen, weil dir dann die Überlegung: „was hat grad Saison, was ist aus der Region oder doch vom Großmarkt?“ einfach wegfällt. Und ich finde dass man hier mal eindeutig sagen kann, dass Umweltbewusst Gemüse und Obst kaufen nicht teuer sein muss – denn, wenn man nur Dinge kauft, die gerade Saison haben, dann sind diese auch günstiger, als das was im Supermarkt aus Chile importiert wurde. Wann und wo in deiner Stadt solche Märkte sind, findest du im Internet und du wirst feststellen, dass es mehr sind als man denkt. Für Hannover gibts einen Überblick (auch mit Auflistung der Marktstände) hier:
https://bauernmarkt-hannover.de/

Seit ungefähr einem Jahr habe ich mein Obst nun nur noch nach Saison und Regional gekauft – heißt im Frühjahr Rhabarber (ja, ich weiß, ist ein Gemüse, ich esse es aber wie Obst), gefolgt von Erdbeeren. Danach im Sommer die ganzen Johannis-/Brom-/Heidel-/Him-Beeren, und Kirchen, gefolgt von Äpfeln, Birnen und Zwetschgen im Herbst. Äpfel sind so gut lagerbar, dass es sie bis in die nächste Saison hinein noch aus der Lagerung gibt. Wenn man mal darauf achtet, ist das richtig viel und lecker und man kann auf die Pampelmuse, die aus Mittelamerika importiert wird, auch gut verzichten. Schlimmer ist nur Äpfel aus Argentinen zu kaufen, obwohl sie im Nachbarsgarten wachsen. Also, über mangelnde Vielfalt und Vitamin-Haushalt kann man jedenfalls nicht klagen. Natürlich hat man auch mal Lust auf eine Zitrusfrucht oder Mango… und es spricht auch nichts dagegen, dass ab und zu zur Ergänzung zu kaufen. Ich habe zum Beispiel noch keine gute Alternative zu Bananen gefunden. Tolles Gewächs. Macht satt, ist nicht schwer und gesund dazu. Mega-frucht, die leider in keinen europäischen Gefilden so richtig wächst. Daher kaufe ich diese dann halt auch aus Costa Rica, dann aber wenigstens in Bio-qualität.

noch besser: selbstgeerntet aus dem Garten

Und ich habe eine extrem große Bereicherung in meinem Leben gefunden, die mich wahrscheinlich auch noch gesünder durch den Winter bringt, als sonst. Nämlich Baumpatenschaften in Spanien und Italien. Crowdfarming ist eine Platform, die mich Endverbraucher direkt mit dem Farmer verknüpft. Jeder Farmer hat ein Profil, auf dem er seine Bepflanzungs- und ernte-Art vorstellt und man kauft sich für eine Saison zum Beispiel eine Orangenpatenschaft. Heißt, man sagt, wie viele Kilo man insgesamt während der Erntesaison abnehmen will und bestellt dann die Kisten (5 bis 10kg das Stück) während dieser Monate zu sich nach Hause. Ich habe letztes Jahr beispielsweise mit Orangen angefangen, einige Freunde begeistert und dieses Jahr mit Mangos, Avocados, Zitronen und Grapefruits weiter gemacht. Wenn man es gut plant, kann ich den gesamten Winter über (Zitruspflanzen haben in Spanien zwischen November und März Erntezeit) jeden Tag eine Orange, Grapefruit und Zitrone verspeisen… und ich sag mal so: anderes Obst, brauch ich dann auch nicht mehr zu kaufen.

Geliefert werden die Früchte direkt nach der Ernte, in einem stabilen Karton (aus denen ich inzwischen schon Regale gebastelt habe) ohne Plastik, von DHL. Drin liegt immer noch ein kleiner Zettel vom Farmer mit Informationen zu dem Produkt und der Geruch strömt schon durch die Löcher. Das größte Argument für diese Art von Obstbeschaffung ist ohne Frage, der Geschmack! Ich habe nicht gewusst, wie geil saftig Orangen schmecken können. Und das man die Schale von Mangos einfach abziehen kann ohne Sauerei.

Einige der Farmer (das kann man im Profil sehen oder danach filtern) verzichten komplett auf Pestizide, was ich beim beißen in eine Orangenspalte auch merke und daher bevorzuge, das macht sich dann natürlich auch im Preis bemerkbar. Der Preis spielt beim kauf von Lebensmitteln natürlich immer eine Rolle, daher hab ich mir mal die Mühe gemacht und verglichen. Was kostet der Spaß jetzt wirklich?
Erstmal ist der vergleich nicht einfach, weil man die Baumpatenschaft bezahlt, je nach dem, wie viel man abnimmt und dann eine Liefergebühr für jede Kiste, die man über die Saison verteilt bestellen kann.

Ich habe für Orangen, Grapefruit, Zitronen und Avocados einmal verschiedene Anbieter (aus Spanien und Italien) verglichen. Der Kilopreis von Orangen schwankt von 2,9€ bis 3,8€ pro Kilo, was einem Bio-Orangen-Kilopreis im Supermarkt (meist von Übersee) entspricht. Bei Avocados habe ich feststellen müssen, dass diese tatsächlich aufs Kilo gerechnet um einiges günstiger sind, weil man in Deutschland Avocados pro Stück bezahlt. Grapefruits sind gut 1€ pro Kilo teurer. Ich werde mal sehen ob die Qualität dies aufwiegt.

Bei Orangen habe ich inzwischen so viele Abnehmer (mehr Menge, macht natürlich günstiger),
dass ich Orangen/Apfelsinen gar nicht mehr konventionell kaufe.
Ich kann es nur empfehlen einfach mal auszuprobieren… gesund, lecker, saisonal, nachhaltig und umweltschonender, im Gegensatz zu dem konventionellen Kaufverhalten. Und ich sag euch, die Freude, wenn der DHL Mann mit ner Kiste duftender Mangos vor eurer Tür steht ist sicher genauso groß, wie bei dem neuen Paar Turnschuhen 😉

Hier findet ihr den Weg dorthin (und nein, ich bekomme kein Geld dafür!):
https://www.crowdfarming.com/de

Und vergessen sind die guten Vorsätze…

Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie wir uns alle im April über die sich erholende Natur gefreut haben… Delfine in Venedig und so? Wenn ich jetzt die Straßen und die Mülleimer sehe könnt ich kotzen. Haben wir alles vergessen? Wir wollten Strohhalme abschaffen…jetzt haben wir überall Masken rumliegen. Wir wollten Plastiktüten im Supermarkt verbieten, jetzt gibt jedes Restaurant sein Abholessen in Plastiktüten raus. Support your Local – und warum ist der DHL Mann so gestresst und die Mülltonnen quellen über vor Amazon-Paketen? Irgendwas haben wir vergessen, während alle damit beschäftigt sind, Kontakte zu unterbinden. Wir scheinen wieder vergessen zu haben, dass wir auf dem Weg waren unsere Umwelt mehr zu schätzen. Oder wir sind einfach zu viele Scheinheilige.

1 Jahr Flugfrei

Was andere für selbstverständlich halten, gehörte bei mir sehr lange nicht zum Leben.
Das was ich im Jahr 2019 an CO2 durch Flüge verursacht habe, entspricht wahrscheinlich dem durchschnitt einer Familie in 5 Jahren. Angefangen mit 2 Inlandsflügen in Peru (wo ich schon 4 Wochen unterwegs war) über den Langstreckenrückflug Peru via Amsterdam nach Hannover, weiter im Mai nach Malaysia, 2 Inlandsflüge und den langstreckenflug zurück. Dann nochmal eben 24h beruflich nach Wien (hier habe ich immerhin eine Strecke per Zug gemacht). Und zu guter letzt ein langes Wochenende auf Mallorca mit anschließendem Urlaub auf Mauritius. Der Rückflug von dort nach Frankfurt am 5.10.2019 Wird der letzte innerhalb des nächsten Jahres sein. Das weiß ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Doch heute, am 1.11.2020 sitze ich das nächste mal in einem Flugzeug. Und schaue auf ein besonderes Jahr zurück. Hat mir das fliegen wirklich gefehlt? Ein klares Nein. Bei all den Einschränkungen, die das Jahr 2020 mit sich gebracht haben, war dies die einfachste Einschränkung. Ich habe sowohl Hannovers Region besser kennengelernt, aber auch eine tolle Zeit bei Wanderungen, vorallem über die Alpen, verbracht – ich war in Österreich und Italien, ganz ohne Flug. Das ich den Rückweg von Wien nach Hannover das Flugzeug gemieden habe, war tatsächlich eine bewusste Entscheidung für die Umwelt und für die persönliche challenge „1 Jahr Flugfrei“ – denn nachdem ich schon so viele Monate ohne ausgekommen war, wollte ich den Zeitraum von einem kompletten Jahr auch noch voll machen. Eine gute Entscheidung, mit wichtigen Erkenntnissen. Nämlich, das man Dinge mehr wertschätzt, wenn man sie nicht ständig macht, dass man viel erleben kann ohne zu fliegen und dass fliegen teurer werden muss, damit es sich lohnt und nachhaltiger wird.
Um diese Erkenntnisse zu haben muss ich natürlich auch den Entzug brechen und mich in ein Flugzeug begeben.

Nach 393 Tagen sitze ich nun in der TUIfly auf dem Weg nach Faro – mitten während des gerade verhängen Lockdowns in Deutschland- welch kluge Entscheidung einfach das Land in ein nicht-Risokogebiet zu verlassen, wenn man schon nicht inlands-touristisch reisen darf.
Der Flieger ist traurig (rein auf den fehlenden Tourismus bezogen) leer über 100 freie Plätze – Abstand halten also hier kein Problem. Wir haben jeweils eine eigene Reihe. Und dann rollen wir in Hannover los.
Freudig klatschend sitze ich im Flieger, als dieser auf der Startbahn beschleunigt. Der Moment nach dem abheben, wenn die Schwerelosigkeit einsetzt und es im Bauch kribbelt ist genial. Das nächste Highlight folgt: der Durchbruch durch die Wolkendecke. Man fliegt durch etwas, das wie Watte am Himmel klebt und kommt in eine andere Welt. Die Welt über den Wolken, die man nur aus einem Flugzeug so bestaunen kann. Der Anblick ist immer wieder atemberaubend und ich kann mich daran nicht sattsehen.
Reinhard May hat es so schön beschrieben und besungen wie kaum einer: “ Über den Wolken.. muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, alle Ängste, alle sorgen sagt man, blieben darunter verborgen und dann, würde was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein. „
Ich finde das hat immer wieder etwas besonderes.

…nur von fern dröhnt monoton, dass summen der Motoren…

Was für eine wunderschöne Welt wir doch haben (die ich gerade verpeste). Welch Errungenschaft das Fliegen in einem Flugzeug doch ist und welch Privileg es ist, dass es uns möglich ist dies zu nutzen. Ein Privileg, dass nur etwa 10% der Menschheit genießt. Ja, wir, erste Welt Menschen sehen dies immer als selbstverständlich an, aber wir sind nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung, denen es finanziell möglich ist durch Die Welt zu jetten. Die meisten Menschen auf der Welt verlassen ihr Heimatland während ihres gesamten Lebens nicht.
Wenn man sich das einmal bewusst macht, bekommt so ein Flug nochmal eine ganz andere Bedeutung. Und ja, wenn man keine 10 Flüge im Jahr macht, ist das fliegen auch nicht mehr so selbstverständlich und man würdigt es viel mehr.
Also: Lasst Dinge nicht selbstverständlich werden. Wenn man sie seltener macht, bekommen sie erst den Wert des besonderen und du wirst es viel mehr schätzen.

Meine Erkenntnis nach einem Jahr Flugentzug: ich werde versuchen weniger zu fliegen. Ich hatte nachdem ökologisch riesigen Fußabdruck in 2019 mir für 2020 auch schon vorgenommen nur 2 Flugreisen, ohne Langstrecke, zu unternehmen. Ich denke dass kann ein guter Ansatz sein. Eine Fernreise pro Jahr, dann mit mehr Zeit vor Ort und dafür zusätzlich eine Reise, die über Land erreichbar ist, denn oftmals sind bei Überland-reisen die Wege viel mehr das Ziel und zumindest spannender als nur darüber hinweg zu fliegen.
Ein bisschen hat zu dieser Inspiration auch ein Buch beigetragen, was ich ironischerweise, gerade jetzt auf diesem Flug lese. „Das nächste mal bleib ich daheim“ wird von einer deutschen erzählt, die ein nicht unähnliches Reiseverhalten an den Tag legt, wie ich. Und sie hinterfragt sich selbst, während sie in Südamerika ist (auch ich hatte in Peru meine ersten Reise-erkenntnisse) und regt mit ihren Fragen zum Nachdenken und zu offener Diskussion an. Ohne das Ende des Buches zu kennen: sehr empfehlenswert.

Natürlich wünsche ich, dass vorallem nach dem Jahr 2020 viele Menschen die Reiselust packt und der Tourismus wieder in Schwung kommt, aber ich würde mir auch wünschen, dass wir alle bewusster entscheiden, wann und wie oft ein Flug wirklich nötig ist. Die Lösung dafür sehe ich darin, dass fliegen wieder mehr Kosten muss, damit es mehr wert ist und umweltschonendere Alternativen attraktiver werden.

Reist Leute! – lang, viel und intensiv – und mit bedacht und fliegt, Leute! – weit, hoch, mit Genuss – und mit bedacht.

Reist und nehmt dass beste mit- die Erfahrung und Erlebnisse einer neuen Welt – aber macht euch bewusst, was euer Konsum und Verhalten für Auswirkungen hat. Wir wollen dass der Tourismus noch lange lebt und ein positiver Beitrag in der Welt ist, nicht einer, der sie zerstört.
Puh. Ganz schön hohe Worte für die Dame, mit den 3 Fernreisen im Jahr. Aber jeder kleiner Schritt zählt. In Hoffnungsvoller Vorfreude auf einen baldigen, wiederbelebten, gesunden Tourismus.

Die Einfachheit des Segelns

Segel setzen, Leinen los und los geht’s. Diese Einfachheit des voran kommens mit einem Stück Stoff und Wind hat mich schon immer fasziniert. Auf die Idee, dass man diese Kunst einfach erlernen kann, bin ich erst dieses Jahr gekommen. Einfach mal segeln lernen. Ich habe nicht den Luxus am Meer zu leben, aber ich habe das Glück in einer Stadt zu leben, die einen segelfähigen See im Zentrum hat und Yachtschulen, die Kurse anbieten. Auch hier ist die Corona-Krisen-phase wieder Fluch und Segen zugleich. Einerseits warte ich 2 Monate darauf, dass endlich Segelkurse stattfinden dürfen. Andererseits habe ich Die Zeit gut genutzt um bereits Theorie online zu pauken. Mit Öffnung der Bibliotheken gab es auch Zugang zu unendlich vielen Gedruckten Materialien, sowohl zum lernen, als auch zum Träumen… es gibt ganz schön viele Weltumsegler, die über ihre Abenteuer Bücher geschrieben haben.

Die Träumerei hat mich natürlich ganz heiß darauf gemacht, das auch zu können und als es endlich soweit war, dass ich das erste mal in meinem Leben ein Schritt auf ein Segelboot getan hatte, kam die Erkenntnis, dass das gar nicht so einfach ist und es ganz schön viel zu lernen gibt. Nach immer mehr und mehr Kursen bei der Yachtschule Hannover und irgendwann das erste mal allein auf einer Jolle verstand ich plötzlich diese Sprache, merkte wie es ist, Wind und Boot in Einklang zu bringen und es zu beherrschen. Spätestens ab jetzt hat die Wind- und Segel-Droge zur Abhängigkeit geführt und trotz Freizeitstress, den das tägliche üben, um die anstehende Prüfung zu schaffen, mit sich bringt, bin ich jedes mal glücklich sobald die Vorleine los ist und der Wind die Segeljolle vorwärts schiebt. Plötzlich richtet man seinen Alltag nach dem was windy.com (wind-und Wetterapp) vorhersagt und bekommt ein Gefühl für Wind, Himmelsrichtungen und der Kraft der Natur.

Bei wenig Wind ist voller Körpereinsatz gefragt um das Boot vorwärts zu bewegen

Denn wenn man das erste mal eine 35km/h Windböe im Großsegel gehalten hat, bekommt man nicht nur eine Idee von Schnelligkeit, sondern auch davon welche Kraft die Natur hat. Und diese zu beherrschen und zu nutzen um sich zu bewegen, ist echt faszinierend und aufregend. Kurz bevor eine Windböe auf Boot und Segel trifft, sieht man das schon an der kräuselnden Wasseroberfläche, die sich immer schneller auf einen zu bewegt. Dann heißt es, volle Konzentration, auf alles gefasst sein und bereit die Segelstellung anzupassen und das Gewicht zu verlagern. Wenn sich das Boot von der Böe erfasst beschleunigt und die Krängung zunimmt (so nennt man das, wenn das Boot seitlich schief steht), wird schon eine Portion Adrenalin ausgeschüttet und man bekommt eine kleine süße Vorstellung davon, wie es ist auf einen Meer zu segeln. Geiles Gefühl!

Still ruht der Maschsee… NACH dem Segeln ist es okay, eine Spiegelglatte Wasseroberfläche zu sehen.

Und das, gepaart damit dass dein Kopf nach einer Runde auf den See komplett abgeschaltet ist, sind die Gründe, warum man sich den Stress mit Knoten lernen, Manöver einstudieren und täglich 3h Zeit opfern, überhaupt antut. Denn sobald die Prüfung bestanden ist, kann die Träumerei auch weitergehen – ich sehe mich schon über die Havel schippern und natürlich ist das Meer das nächste verlockende Ziel (hier muss aber erst noch ein bisschen mehr gepaukt werden). Aber auch schon allein das Wissen des Segelns hat meinen Horizont erweitert und lässt mich Wind jetzt ganz anders wahrnehmen. Auch die viele Zeit die man automatisch an der frischen Luft und in der Natur verbringt, egal bei welchem Wetter, tut einfach dem der Seele und dem Gemüt gut.

Und auch hier muss ich wieder betonen: wie man sieht, kann man alles machen, was einen fasziniert. Man muss es nur wollen, die Prioritäten entsprechend setzen und schon steht einem nichts im Wege. Dinge auszuprobieren und, wenn sie einen Glücklich machen, weiter machen. So einfach ist das. Macht einfach mehr von dem was ihr liebt und werdet nie müde neue Dinge auszuprobieren. Ich hatte mir irgendwann mal vorgenommen jedes Jahr eine neue Sportart auszuprobieren. Nun ja, meistens waren es sogar mehr-und es war immer etwas dabei was mich so gefesselt hat, dass ich mehr davon wollte.

Dass Segeln auch noch so herrlich in meinen neuen Ökologischen Lebenswandel passt ist ein weiterer Grund, warum mich dieser Sport fasziniert: immer häufiger (zum Glück) kommen Diskussionen über Nachhaltigkeit beim Reisen auf. Und das ist auch gut so. Und neben dem bösen fliegen (wie ernst das gemeint ist, könnt ihr hier lesen: https://einfachreisen.com/?p=1299), dem noch schlimmeren Kreuzfahren und dem schädlichen Autofahren, ist segeln ein Fortbewegungsmittel mit 100% erneuerbarer Energie – und das ohne Nebeneffekte. Denn die Windenergie wird auf direktem Wege in Bewegungsenergie umgesetzt. Da es auch noch viele Bewegungsmöglichkeiten mit diesem Verkehrsmittel im eigenen Land gibt, ist es doch das optimale Reisegefährt in Zeiten von Reisewarnungen, Grenzbeschränkungen und Bewegungseinschränkungen.

In diesem Sinne: Es kommt nicht darauf an, woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt!

Der Strand ist das Leben und wir sind das Meer

Der Sand am Ufer ist so unterschiedlich und facettenreich wie Phasen im Leben und wir sind wie das Meer, dass sich immer wieder seinen Weg hindurch windet. Mal gleiten die Wellen sanft über den glatten Meeresboden, mal klatschen wir stürmisch, schäumend und donnernd laut auf dem Sand auf. Um sich weiterzubewegen muss sich das Wasser manchmal einen Weg um Steine und Muscheln die im Weg liegen bahnen. Und auch dieser Weg ist immer anders. Mal plätschert das Wasser auf dem Weg zurück ins Meer so dahin, mal hinterlässt es tiefe Rillen im Watt, die bei der nächsten Flut wieder überspült werden.

Mal muss sich das Wasser unüberwindbaren Sanddünen stellen und sucht sich andere Wege oder kämpft sich mit der nächsten Welle und genug Schwung darüber. Mal fließt es schnell und ignorant über den Meeresboden und dann ist es wieder ganz sanft, ruhig und ausweichend. Aber eins sind Strand und Meer am Ufer immer: wunderschön und faszinierend Abwechslungsreich. so wie wir und wie das Leben an sich, ist das Wasser und der Sand an jeder Stelle besonders und einzigartig.
Keine Stelle eines Ufers sieht gleich aus, auch wenn der Strand immer aus Sand besteht und die Wellen immer aus Wasser. Das Wasser bahnt sich immer seinen Weg, irgendwie fließt es immer weiter, auf und ab. So wie der Strand sich immer verändert, verändert auch das Wasser den Strand. Eine Sturm auf dem Meer kann das Leben auf dem Sand komplett verändern. Sturmfluten haben schon häufig ein ganzes Ufer verändert und manchmal tolle Dinge geschaffen. Das Meer hat also immer die Möglichkeit das Leben so zu verändern, wie es ihm gerade passt.

Manchmal hinterlassen Andere Menschen Fußspuren im Sand, dann haben die Wellen die Möglichkeit sie zu umspülen und ihren Weg mit ihnen zu verändern, oder sie sind stark und stürmig und die Brandung lässt sie direkt wieder verschwinden und der Sand sieht wieder aus wie vorher, oder auch nicht, weil er sich durch jeden Abruck auch ein bisschen verändert.

Lauf doch einmal an einem Strand entlang und finde dich wieder in diesem Spiel aus Wellen und Sand, Menschsein und Leben.

Leiden schafft…

Ziemlich viel. Und mich. Und wo bleibt dabei die Leidenschaft?
Was leiden schafft: das die Menschen zusammenrücken und das obwohl sie körperlich
auseinanderrücken. Leiden schafft ein Gemeinschaftsgefühl, denn plötzlich haben alle
Menschen dasselbe Thema und es bestimmt den Alltag jedes Einzelnen von uns. Mich schafft es aber auch, denn die soziale Distanz find ich doof, zu sehen was Menschen unsolidarisch an Klopapier und Grundnahrungsmitteln hamstern lässt einen leiden und Leidenschaft findet ohne Kontakt zu Menschen auch nicht statt. Oder doch? Ist es vielleicht die richtge Zeit um eine Leidenschaften zu entdecken? Wollten wir das nicht alle, etwas weniger Arbeit, weniger Konsum, mehr Zeit zu Hause und für die Familie? Vielleicht ist es also einfach die Zeit mal zu beobachten: Was fehlt mir wirklich? Und was fehlt vielleicht gar nicht und ich habe es nur nicht gemerkt im Alltag. Es ist also an der Zeit herauszufinden, was man gerade aus der Situation positives herausholen kann.

beim Spaziergang in der Umgebung entdeckt man auch andere, die draußen sein dürfen und glücklich grasen

Es ist Ende März 2020 in Deutschland, ohne den Grund für diese Krise beim Namen zu nennen, weiß jeder wovon ich spreche, und wird es auch in 20 Jahren noch wissen. Ich hatte mir vorgenommen in meinen Blogs nicht auch noch das aktuelle Geschehen zu thematisieren, weil das überall genug geschieht, aber ich werde mal versuchen, ohne das Unwort des Jahres zu nennen, darüber zu schreiben, was wir vielleicht daraus mitnehmen können. Denn diese Zeit, die wir gerade erleben wird in die Geschichte eingehen, ist das nicht irgendwie spannend?

„Einfach leben“ heißt mein Blog, und naja, dass was ich und die meisten anderen Menschen
gerade führen, ist glaub ich der Inbegriff eines einfachen Lebens. Einfach in dem Sinne, dass es auf das nötigste reduziert ist. Mein Leben findet zu 90% zu Hause statt, morgens ein bisschen Yoga, Homeoffice, unterbrochen von kochen (ich hatte mir immer gewünscht mir mehr Zeit fürs Kochen zu nehmen. Tadaaa), essen, visual lunchs mit den entfernten Kollegen, nachmittags eine lange Joggingrunde um fit zu bleiben und ein bisschen frische Luft zu schnappen. Abends entspannt ein Buch lesen oder mit Freunden und Familie Chatten und telefonieren. Viel schlafen. Ab und zu echten sozialen Kontakt  pflegen, bei einem 1,5m-Abstand-Spaziergang, mal eine Radtour in die Region…. Dieser Ablauf hat mich schon nach weniger als 2 Wochen extrem entschleunigt. Und jeder der mir erzählt, dass er lange Weile hat, der ist nur nicht kreativ genug. Meine To do Liste an Dingen, die ich schon immer mal zu Hause tun wollte ist lang genug um auch über Monate noch genug Aufgaben zu haben, auch in Kurzarbeit und Urlaub, außerdem ist es doch eine tolle Gelegenheit mal die direkte Umgebung und Region kennen zulernen. Gezwungener Minimalismus, der mich auch wieder daran erinnert, den Minimalismusgedanken auch in der Wohnung mal wieder intensiver auszuleben, auch das geht nur mit genug Zeit zum Ausmisten.

das Leben genießen, geht auch auf dem Balkon

Allerdings braucht auch das Motivation und Antrieb und der muss von einem selbst kommen. Aber genau das brauchen wir jetzt am nötigsten, mit sich selbst Zeit verbringen ist etwas, das viele von uns erst jetzt lernen (müssen). Was ich euch mitgeben will: Macht das beste aus dieser Situation! Denn so dramatisch es für viele ist, ob aus gesundheitlichen, sozialen oder finanziellen Gründen, aber die Welt dreht sich gerade etwas langsamer und das passiert uns vielleicht nie wieder im Leben, also nutzen wir diese Zeit und sehen es als Chance. Als Chance etwas anders zu machen, zur Ruhe zu kommen, kreativ zu werden oder über das, was wirklich wichtig ist im Leben, nachzudenken. Ich höre Leute darüber reden, wie man in der Landwirtschaft helfen kann und nehme Bewunderung für die Helden des Alltags wahr,  alles Dinge, die auch vorher immer schon da waren, aber immer als selbstverständlich hingenommen wurden. Das ist völlig normal und geht auch mir so. Aber ist es nicht gerade deshalb schön zu sehen, dass die Menschen gerade sozial werden, (außer beim Klopapier, da hört der Spaß auf!) und ein bisschen bewusster auf ihre Bewegungen, Beziehungen und ihren Alltag schauen. Und vielleicht ist es auch einfach gut nicht alles konsumieren zu können, ein bisschen Zeit mit sich selbst zu verbringen und gegebenenfalls sogar etwas zu entdecken, was man im Alltag verloren hatte.
Wäre es nicht schön am Ende doch sagen zu können: Leiden schafft Leidenschaft!?

Einer meiner Leidenschaften: viel und frisch kochen in einer Zeit wo die regionale Landwirtschaft viel hergibt. Ich liebe es!

1 Monat vegane Ernährung – Überlebt

Ich habe meinen Vorsatz durchgezogen und einen Monat vegan gelebt (auf dem Teller. Vegan leben hätte bedeutet, dass ich auch meine Lederschuhe nicht mehr hätten tragen dürfen). Und ich sag euch, das war echt nicht einfach. Aber auch sehr beeindruckend und tatsächlich mal ne richtige Herausforderung. Ich habe zuvor ja schon berichtet, dass das größte Problem, dass Auswärts essen war. Unterwegs hat es sich bewährt, dass Falafel mit Salat (ohne Joghurtsauce) immer geht und es das auch in jedem Dönerladen gibt – Und Dönerläden gibt es in Deutschland bekanntlich überall. Falafel und Salat nervt aber auch irgendwann. Zum Glück kam Corona und das Auswärts-essen hatte sich eh erledigt 😉 

Bahnhofsverpflegung (in, wie ich mir hab sagen lassen, umweltfreundlicherer Verpackung als Papier): Falafel, Pommes, Saitan, Salat… und veganer Sauce

Was hab ich denn nun gegessen und was verändert?

Zum Frühstück gabs Müsli aus Haferflocken , Nüssen, Maisgries, Hirse, Weizenkleie (in den verschiedensten Mischungen selbst zusammengerührt) mit Obst und Hafer/Soja/Mandel/Kokos/Dinkel-was weiß ich für pflanzliche Milch – die Auswahl an pflanzlichen Milchersatz-Produkten ist unendlich groß und unendlich lecker (hab ich auch schon vorher konsumiert).

Nachteil hierbei: Es gibt sie nur in Tetrapacks, auch das zwar meist versucht so nachhaltig wie möglich, wenn das allerdings meine Bio-Frischmilch aus der Milchtankstelle in Loseladen ersetzt, verliert es im Nachhaltigkeits-vergleich deutlich. Und da ich zur Abwechslung auch gern mal Joghurt frühstücke habe ich nun die komplette Bandbreite aus Hafer/Kokos/Mandel/Soja-Joghurt durchprobiert. Auch hier verliert die pflanzliche Alternative an der Verpackung – alle im Plastikbecher, wohingegen ich Joghurt immer aus dem Glas oder aus dem unverpackt-Laden ziemlich Plastik-neutral bekomme. Schade. Enttäuschend ist hier allerdings auch der Geschmack. Zumindest wenn man die Pur-varianten probiert (Pflanzlichen alternativen mit Früchten und Zucker und anderen Stabilisatoren, gehen sicherlich, sind dann aber wieder zu industriell verändert). Kokos- und Hafer-Joghurt kann man noch ganz gut essen, die meisten Soja-Joghurts sind in Konsistenz und Geschmack leider so grenzwärtig, dass ich sie nur aufgebraucht bekommen habe, in dem ich sie unter irgendwas anderes gemischt habe. Ein Pur-genuss mit ein paar Früchten und Nüssen, habe ich vergeblich gesucht. 

Das man allerdings Eierkuchen ganz einfach durch weglassen von Ei genauso lecker hinbekommt war eine echte, positive, Überraschung für mich.

Mittags gabs meistens einen Salat (wie sonst auch immer), ergänzt um Quinoa, Couscous, Bulgur, Brot oder Soja-Streifen, irgendeine Sättigungsgrundlage, denn ich muss tatsächlich feststellen, dass mein Hunger größer war als vorher, was wohl an der Umstellung der Verdauungsorgane liegt und dass man viel mehr Lebensmittel mit einer geringeren Energiedichte zu sich nimmt. 

Abends hab ich experimentiert und spontan und frisch gekocht – hier gab es viel mehr Kohlenhydrate als sonst – Kartoffeln und Nudeln waren sonst nicht so oft auf meinem Speiseplan. Gemüse hingegen schon und von daher keine große Umstellung. Veganes Herausforderungs-Highlight war eine Lauch-Hack-Suppe – hier ist außer Lauch alles ein Ersatzprodukt, aber mit pflanzlicher Sahne, veganem Käse und Soja-Hackfleisch hat das ganz wunderbar geschmeckt. Auch mein Kartoffelsalat war sau-lecker, die veganen Würstchen dazu waren hingegen nur mit viel Senf ein wahrer Ersatz.  Sahne-Produkte hingegen sind in ihrer Funktion komplett austauschbar durch pflanzliche Varianten, ohne dass ich hier einen unterschied entdeckt hätte. 

Es gibt allerdings einen eindeutigen Gewinner in Ersatzprodukten und diesen Tipp, habe ich sogar von meinem Vater, noch vor meinem veganen Monat bekommen: Albaöl. Ein rein pflanzliches Öl, was zu 100% wie Butter riecht und schmeckt. Unglaublich. Der Kracher. Probiert es aus. Funktioniert zum Kochen, backen, braten. 

Übrigens hab ich trotz erhöhter Kohlenhydrat-zufuhr ungewollt abgenommen, aber ich denke, dass liegt an der generell niedrigeren Kalorienzufuhr und wahrscheinlich auch daran, dass automatisch alle Süßigkeiten tabu waren, die im Büro so angeboten wurden.

Meine Erkenntnis: besser ist es, wenn man gar nicht versucht bestimmte Dinge 1 zu 1 zu ersetzen. Joghurt, Milch oder Käse im puren Zustand schmecken anders und haben eine andere Konsistenz.Ich glaube, es ist besser ganz auf Joghurt und Käse zu verzichten, statt sie versuchen durch pflanzliche Ersatzprodukte zu ersetzen. 

Anders sieht dass bei tierischen Produkten aus, die man normalerweise nicht pur verzehrt, sondern nur verarbeitet als Grundlage um eine Konsistenz herzustellen – hier gibt es tatsächlich so gute Ersatzprodukte, dass ich daran zweifle, dass es einer merkt. Man braucht ein bisschen Übung in der Verwendung, aber Flohsamenschalen und ein Schluck Wasser, haben so herrliche Quelleigenschaften und sorgen für genau diesselbe Konsistenz in einem Kartoffel/ Gemüsepuffer, wie 2 Eier. Und pflanzliche Sahne und Milch erfüllen exakt diesselben Funktionen wie die tierische Variante.

Fazit: Ich werde nicht vegan leben. Ich habe meinen ersten Ziegenkäse und Bio-Joghurt genossen und werde bestimmt mal wieder ein Frühstücksei essen, aber ich werde diese Produkte viel weniger verarbeiten. Während ich das hier schreibe backt im Ofen zum beispiel gerade ein veganer Streuselkuchen. 

Veganer Streuselkuchen, bereit für den Ofen

Wenn ich also eins gelernt habe in diesem Versuch, dann ist es zukünftig bewusster und respektvoll mit tierischen Produkten umzugehen, denn es ist das eine sich über den Geschmack vom glücklichen Frühstücksei zu freuen, aber etwas anderes Eier in Massen in einem Teig zu verarbeiten, weil es so tolle Klebe-Eigenschaften hat und man eigentlich nichts davon schmeckt.

Wie ihr merkt, hab ich Fleisch fast gar nicht erwähnt. Fleisch hat mir auch tatsächlich nicht gefehlt, obwohl das letzte Fleisch-essen sogar schon 6 Wochen her ist.

Ich bin der Überzeugung, man muss kein veganes Leben führen um die Welt zu retten, aber man kann sie ein bisschen besser machen in dem man bewußter und respektvoller mit dem umgeht was man täglich so konsumiert. Einmal mehr nachdenken, ob ich wirklich jeden Tag ein Wurst-oder Käsebrötchen essen muss. 

erster Joghurt nach 1 Monat, war ein purer Genuss

Achso, der eine Ausnahme-Tag mit dem roten Kreuz im Kalender im Beitragsbild, war eine Familienfeier und nunja, ihr wisst: bei Mutti´s essen Nein sagen, ist einfach nicht möglich.

Krasser Tierkonsum

Zehn Tage mit Höhen und Tiefen. Vegane Ernährung im Alltag ist ohne Vorbereitung tatsächlich schwierig. Meine krasseste Erkenntnis hatte ich im Büro, als ich mich nachmittags mit einem Hüngerchen auf die Suche nach etwas essbaren machte und feststellen musste, das wir Menschen uns tatsächlich zu 90% von tierischen Produkten ernähren. Belegte brötchen mit Fleisch oder Käse, Brezeln mit Butter, jegliche Automaten-süßigkeiten mit Milchprodukten oder Eiern. Wow. Ist euch das jemals bewusst gewesen? Mir nicht. Ein Apfel hat mich gerettet, aber ist das nicht krass? Ich sage nicht, dass das schlimm oder verwerflich ist, aber ich glaube dass es den meisten Menschen einfach Null bewusst ist, wie viel wir eigentlich täglich davon konsumieren und das diese Menge ohne Massentierhaltung gar nicht gestillt werden kann.

Vegane Apps, wie „happyCow“ helfen bei der Restaurantsuche

Das ein Wandel dieses Bewusstseins stattfindet, habe ich in Berlin gemerkt, wo es nicht nur eine größere Auswahl an veganen Neuerungen gibt (z.B. beyond the meat-burger Läden) sondern ganze Stadtteile mit reihenweise veganen Restaurants (um den Boxhagener Platz in Friedrichshain Beispielweise) und das in extrem lecker. Außerdem hab ich in einem italienischen Restaurant in Hannover (La Locanda) eine extrem positive Erfahrung gemacht. Die hatten nämlich kein veganes Nudelgericht auf der Karte, haben mir aber etwas richtig leckeres gezaubert und auch noch proaktiv einen veganen Nachtisch angeboten. Echter Service und ganz unkompliziert, obwohl ich mir erst etwas doof vorkam zu fragen.

veganes Thai-Menu

Ich bin gespannt wies weitergeht. Ein Themengebiet mit dem ich mich jetzt mal befassen will, sind diese Fleisch-ersatz-produkte, so richtig weiß ich nämlich noch nicht was ich davon halte. Dieses Beyond meat hat so unglaublich echt nach Fleisch geschmeckt, dass es eine absolute Alternative ist. Aber jetzt ess ich was, das aus ganz vielen Zutaten und Gewürzen besteht um Fleisch zu imitieren? Ich weiß nicht recht. Die Fakten sprechen allerdings für sich: „Die fleischlosen Burger benötigten für die Herstellung 93 Prozent weniger Land, 90 Prozent weniger Treibhausgase und 46 Prozent weniger Energie als ein Burger aus Rindfleisch und haben um mehr als 99 Prozent verringerte Auswirkungen auf die Wasserknappheit.“ (Zitat Wikipedia).
Und gesünder sind sie auch noch. Also erstmal Daumen hoch für diese Entwicklung! Ich werde es weiter beobachten.

Für mehr Infos: https://www.beyondmeat.com/

Bei Getränken ist die Milchalternative schon viel alltäglicher

1 Monat vegan

Ich habe heute Tag 1 von meinen vegan-vorhaben. Seit Monaten spreche ich schon davon, bald mal einen Monat Vegan zu leben. Gestern hab ich mich dann einfach dafür entschieden JETZT anzufangen. Manchmal muss man nur auf den richtigen Moment warten und ihn nehmen.
Mein erster Schritt war ein Blick in den Kühlschrank um die Milchprodukte zu verbannen (Fleisch hab ich eh nie da, Fisch selten), neben einem Rest Frischkäse fand ich sogar noch ein Ei und einen verschlossenen Yoghurt. Der Frischkäse und das Ei genoss ich als letzte Mahlzeit, den Joghurt verbannte ich, nach einem Blick aufs Mhd nach hinten in den Kühlschrank, der wird meine Belohnung nach einem Monat Veganismus. Ich habe also vor, dass ich danach wieder Milchprodukte esse? Ja, aber anders. Einer der Gründe, warum ich das mit der Enthaltsamkeit mache, ist, um danach viel bewusster damit umzugehen und das was in einem Yoghurt und dessen Herstellung steckt wirklich zu würdigen und damit auch mehr zu genießen. Außerdem bringt diese radikale Art immer mit sich, dass ich mich intensiv mit dem Thema beschäftige. Nun hab ich das bei Veganismus schon eine ganze Weile getan, weils gar nicht so einfach ist und man erstmal verstehen muss, was vegan bedeutet.

Vegan bedeutet auf jegliche Art tierischer Produkte zu verzichten. Bei Nahrung fängt das mit Milchprodukten an und hört mit Gummibärchen auf. Bei veganer Lebensweise kommen noch Lederprodukte und Tierschutz dazu. Ich will mich nicht überfordern und beschränke mich erstmal auf vegane Ernährung. Warum reicht denn nicht vegetarisch? Nun, erstens wäre das zu einfach, Fleisch esse ich schon sehr reduziert und bewusst. Damit das auch nicht nur Einbildung ist, hab ich das im letzten Monat getrackt und bin auf 5 Tage un-vegetarisch gekommen. Außerdem ist Fleisch reduzieren, aber dafür käse essen auch nur die halbe Wahrheit. Ich will die Ganze erfahren und wissen, wie es heutzutage möglich ist, sich ohne Eier und Käse zu ernähren. Ich frage mich: Wird mir was fehlen? Werd ich ein Problem haben unterwegs etwas essbares zu finden? Welche Alternativen gibt es? Sind die wirklich besser?

Warum es mir so wichtig ist, bewusster mit tierischen Produkten umzugehen? Ganz einfach: die nicht zu leugnende Massentierhaltung und deren Folgen. Denn es sind nicht nur viele Tiere die darunter leiden, dass wir deutschen fast 5 Millionen Tonnen Fleisch im Jahr verbrauchen, sondern vor allem auch die Umwelt und damit wir selbst. Was hat Nutztierhaltung mit der Umwelt zu tun? Mehr als ihr denkt! Viel mehr sogar, denn der globale Viehsektor hat einen höheren Anteil an Treibhausgasenemissionen als der Verkehrssektor.
Wie kommt das? Nun, die Proktion von 1kg Fleisch verbraucht nicht nur 4000 Liter Wasser, sondern so eine Kuh muss auch gefüttert werden. Und dafür muss Getreide, Soja und Mais angebaut werden und das billig und in Massen. 75% des weltweiten Ackerlandes wird zum Anbau von Tierfutterpflanzen genutzt, ein Großteil davon in Südamerika. Brasilien ist eines der weltgrößten Exporteure von Soja. Dafür wird in 3 Jahren Regenwald in der Fläche von Deutschland abgeholzt. (12 Millionen Hektar jährlich).
Regenwald Abholzung ist doof, das wissen wir alle, denn es wird nicht nur eine fantastische und einzigartige Tier- und Pflanzenwelt zerstört, sondern die Brandrodung ist auch noch für 17% der weltweiten CO2 Emissionen  verantwortlich.
Wer wissen will, wie mein Verhältnis zum Regenwald ist, sollte mal hier lesen: https://einfachreisen.com/?p=1037

Aber es muss auch nicht so weit weg sein:
Auch 11% der deutschen Treibhausgase lässt sich auf die Agrarwirtschaft zurückzuführen.
Klar könnte man sagen, dass man ja pflanzliche Produkte zum direktverzehr auch anbauen muss, aber wir Menschen bräuchten viel weniger davon,  als wenn das Soja erst durch die Kuh gefüttert auf unserem Teller landet.

Neben den schlechten Bedingungen fürs Klima macht  die Gülle auf den Feldern (denn dort landet die Kacke der Tiere oft) die Umwelt kaputt, denn Stickoxide und Ammoniak übersauern die Böden und sind sehr schädlich.
Wem das mit dem Klima schon wieder ein zu nerviges Thema ist, dem gebe ich noch eine letzte Zahl: Mit nur 10% weniger Fleischproduktion könnte das gesparte Getreide 60 Millionen Menschen ernähren. Bähm. Jetzt hör ich auf mit Fakten, aber freue mich, dass ich ganz ohne Beschreibung von geschredderten Kücken und Antibiotika-Schweinen ausgekommen bin. Ich finde ja, das sollte im Jahr 2020 eigentlich jeder vernünftig denkende Mensch wissen. Die nebeneinflüsse auf die Umwelt waren mir allerdings bis vor kurzem nicht so bewusst.

Das ist also der Grund, viel davon habe ich tatsächlich erst bei der Recherche zu dem Thema Veganismus erfahren. Hier hab ich mich größtenteils auf die Auswahl von Veganismus-Büchern in der Bibliothek konzentriert. Ein Tipp von einem Veganer waren die Bücher von Atilla Hiltmann, ich muss aber sagen, dass die zwar tolle Rezepte bieten, mir aber zu viel auf das Thema Gewicht, Diät und Fitness aus sind, was für mich überhaupt keine Beweggründe für einen Vegan-Test sind.

An meinem ersten Tag habe ich nichts anderes gegessen als sonst: zum Frühstück Müsli mit Hafermilch, zum Mittag Salat mit Brot, Abends Eine Gemüsepfanne (rote/gelbe Beete, Möhren, Kartoffel, Rübchen) mit einem Quark-Joghurt-Dip. Hier kamen erstmals für mich neue Ersatzprodukte zum Einsatz: Soyaquark und Kokosmilchyoghurt. Die schmecken nicht alle, aber ich habe ja jetzt Zeit durchzuprobieren.

Ich bin gespannt, welche Erfahrungen ich machen werde.